Pelvicachromis pulcher
Königscichlide
Purpurprachtbarsch
Kribensis
Mit diesen beiden Tieren sollte also gezüchtet werden.
Ich habe die beiden schon bei uns im Händlerbecken beim "anbandeln" beobachten können. Also entschied ich mich diesmal mit der ursprünglich aus Westafrika stammenden Königscichlide, Pelvicachromis pulcher, junge Tiere in die Welt zu setzen. Bei wirklich "alten Aquarianern" hat sich auch der Trivialname Kribensis ins Hirn gebrannt, so der frühere Artname der Königscichlide.
Schlechtes Erbmaterial scheinen sie ja nicht zu haben, sehen gut aus, sind gesund und bereit waren sie auch.
"Oiso, back mers, dia oid Mare über's Hirn, bevor's kalt wird", soll auf gut bayerisch bedeuten, das wir jetzt mit der Zucht beginnen.
Das Aquarium stand bereits und war auch schon seit Jahren eingefahren. Leitungswasserwerte reichen bei dieser Art vollkommen aus. Es muß also nichts besonders aufbereitet werden.
Bei einer Gesamthärte um 20° und einem pH-Wert von 7,2, einer Temperatur von um die 25°C fingen die beiden schon kurz nach dem Einsetzen ohne Scham und fremdeln, auf Teufel komm raus an zu balzen.
Schon bald regierten sie einem Königspaar gleich das komplette Becken und dominierten ohne großartige Eingewöhnungszeit somit ihr Reich.
16.04.2012
Auch die Laichhöhle, also das Schloß des Königspaares, war nach kurzer Zeit ausgesucht.
Dem Laichakt selbst gehen ein paar Tänzchen in aller Öffentlichkeit voraus. Königscichliden zeigen ihre Zuneigung nicht ganz so wie andere Barsche. Wo bei anderen Cichliden eben die Männchen die Initiative bei der Genweitergabe übernehmen, zeigen bei Königs die Weibchen, wo der Wegweiser zum Schlafzimmer steht.
Liebe geht bekanntlich auch durch den Magen. So wurden die Beckeninsassen mit gefrorenen und lebenden weißen Mückenlarven, Wasserflöhen und Artemia gefüttert.
Mit Cyclop Eeze und entkapselten Artemia wurde das Menü abgerundet, da auch noch Iriatherina werneri mit ihren kleinen Mäulern anwesend sind.
Beachtlicherweise war es dann auch wirklich nach ein paar Tagen soweit. Die ersten Eier klebten am Dach der Höhle. So geschickt angebracht, daß das Herrchen mit seinem Fotoapparat keine Bilder machen konnte.
Die zwei Tage bis zum Schlupf des ersten Geleges musste ich nun Wohl oder Übel fußwippend und Daumen drehend in meinem gemütlichen Sessel vor dem Aquarium verbringen, um weitere Fotos machen zu können.
Die Zeit abwartend ging dann also zwei Tage später die Sonne auf im Aquarium, LED sei Dank.
19.04.2012
Natürlich konnte ich es als Großwildjäger, bewaffnet mit meiner Canon, nicht erwarten die Kleinen rudern zu sehen. Fast hätte man meinen können, sie hätten sich abgesprochen, fielen sie dann vom Himmel auf die Erde, die kleinen Prinzessinnen und Prinzen.
Sind die nett, mit ihren übergroßen, dottergelben Bäuchen, die als Futtervorrat bis zum ersten Freischwimmen dienen.
Wie ein Haufen überdimensionaler Spermien zappeln sie am königlichen Fußboden entlang, bis ihrer Mutter zum ersten Mal einfällt, umziehen zu müssen. Dieses Vorhaben der übereifrigen Königin wurde dann sogar mehrmals am Tag vollzogen und dient dem Schutz des Nachwuchses.
25.04.2012
Nach dem der am Schwimmen hindernde Bauchinhalt der kleinen Thronfolger nach sechs weiteren Tagen aufgezehrt war, riefen die Eltern zum ersten Klassenausflug auf. Der Vater als Arealsschützer und die Mutter als Laibwache eingeteilt, ging es also auf Wanderschaft hinaus in die Weiten des 80cm Aquariums.
Kaum hatten sie die schützende Geburtsbehausung verlassen, wurde immer als kleine Horde an allem geknappert was Nahrung versprach.
Nicht nur das Verhalten der Vater-Mutter Familie war interessant zu beobachten. Auch das angeborene Schutzverhalten der kleinen Racker stach sofort ins Auge. Drohte Gefahr von anderen Beckeninsassen, wie z.B. Corydoras hastatus ;-) oder vor allem natürlich von dem Pärchen Apistogramma vijeta, legten sie ein Verhalten an den Tag, das an Rehkitze erinnerte. Die Kleinen legten sich regungslos in den Schutz des Bodengrundes und verschmolzen förmlich mit diesem, kam ein anderer Fisch zu Nahe. Kaum hatten die Eltern die Situation wieder im Griff, schwammen und zupften sie wieder, als wenn nichts sie unterbrochen hätte.
27.04.2012
Es vergingen noch zwei weitere Tage, bis nun der König selbst das Heft in die Hand nahm und die Prinzessinnen und Prinzen in die Höhe führte. Immer nach Futter suchend, am Schutz bietenden Rand des Javamooses entlang, in dem man bei Gefahr ganz tief entauchen konnte, ging es fast bis an die Wasseroberfläche.
Dort oben aber lauerte Gefahr vom eigentlich selbst Schutz suchenden Männchen des Apistogramma vijeta. Dieser stand dort eigentlich nur so in seinem Versteck zwischen der schwimmenden Ceratopteris und ruhte sich von den Attacken des Königs und seiner Frau aus. Der Feind wurde aber entdeckt, ein für Menschen nicht wahrnehmbares Zeichen wurde gegeben und der so langsame, vorsichtige und mühsehlige Aufstieg für die Jungbrut war vorbei. Hecktisch, aber kontrolliert und zielstrebig ging es dem schutzgebenden Bodengrund entgegegen, wo die Mutter die Kleinen in ihre schützende Obhut nahm.
Vom ersten Freischwimmen an bekamen die kleinen Fischchen von mir ein Gemisch aus entkapselten Artemia und JBL Nobil Fluid mit Wasser gemischt und in einer Einwegspritze mit Luftschlauchaufsatz verabreicht, um dieses Futter direkt in den kleinen Schwarm zu platzieren.
Bin ja mal gespannt, wie es mit der Aufzucht weitergeht. Ich werde nicht ruhen und weiter in Bild und Text berichten.
Also,...Fortsetzung folgt
04.05.2012
Alles unverändert gut.
Die Kleinen wachsen entsprechend, da sie immer volle Bäuche haben.
Hab' mir einen Bauernhof als Vorbild genommen und mir einen Futtertrog in Form einer Seemandelbaumrinde ins Becken gelegt. Nett, wie die kleinen Pulcher da ihr Futter aufnehmen. Zu sehen an den unten folgenden Bildern. Kaum sind diese dann weitergezogen, hohlen sich den Rest des Futters die Corydoras hastatus.
09.05.2012
Alles beim Alten. Die jungen Kribensis wachsen und werden super behütet.
Heute ist Freitag, der 18.05.2012 und ich könnte schwören, ich hab die Kleinen wachsen hören, aber seht selbst.
25. Mai 2012,
das Wachsen geht weiter.
Ganz interessant zu sehen ist, wie rapide der Bewegungsradius des Pulcher Nachwuchses von Tag zu Tag wächst. Kurz nach dem Freischwimmen waren das gerade mal 5-6 cm. Knapp einen Monat später beherrschen sie schon längst das ganze Aquarium.
Heute war Fütterung der kleinen Königinnen und Könige mit erwachsenen Artemien in den Morgenstunden mit langsam beginnendem Sonnenaufgang. So groß wie ich vermutete war der Kampf mit den Futtertieren gar nicht.
Der Kampf mit weißen lebenden Mückenlarven dagegen war die Show schlechthin. Ganz konnten sie sie nicht schlucken, also schauten die Mückenlarven zur Hälfte aus ihren Mäulern. Andere sahen dies natürlich und wollten ihren Anteil an der erlegten Beute einfordern. So ziehte ein Fisch dem Anderen die ausgelutschten Mückenlarven aus dem Maul, bis sie schließlich alle waren.
Samstag, 02. Juni 2012
Ich möchte diesen Zuchtbericht mit zwei schönen Tatsachen enden lassen.
Zum einen wachsen die kleinen Pelvicachromis hervorragend und vor allem gesund heran und zum anderen soll ein Bild von einem Neuanfang das Ende der Aufzucht und Bewachung der Elterntiere dokumentieren und beschließen.
Glenn (Freitag, 25 Mai 2018 11:48)
Tolle Foto-Dokumentation. Hat Spaß gemacht!
Erhard (Donnerstag, 19 April 2018 17:24)
Der erste Wurf des jungen Paares brachte 9 Junge, die prächtig wachsen.
Beim zweiten Wurf vor ein paar Tagen war der Schwarm etwa 30-40 Tiere
stark. Da der wöchentliche Wasserwechsel wieder einmal anstand, entnahm
ich etwa 50% Wasser, das war ein ganz großer Fehler von mir, denn das
Weibchen spielte verrückt und ließ da Männchen nicht mehr in die Nähe der
Kleinen. Der Gipfel war aber, daß sich das Männchen irgendwie etwa die Hälfte abspaltete und jetzt war nur noch Krieg. Ich mußte das Mänchen entfernen. Aber das Weibchen raste durch das Becken und suchte seien Mann. Langsam kehrt wieder Ruhe ein.