Schlangengrube
Die Schlange,
das unbekannte Wesen,
das jeder kennt
Für viele Menschen sind Schlangen einfach nur ekelig,
schleimig glitschig und vor allem sind alle giftig und lebensgefährlich.
Ein völlig unbegründeter Irrglaube.
Schleimig ist nicht möglich, da die Tiere nicht einmal Schweißdrüsen besitzen, die einsetzen würden, wenn es ihnen zu heiß ist.
Weltweit gibt es ca. 3500 Schlangenarten. Der überwiegende Teil davon ist aber ungiftig.
Giftig mag für ca. 600 Arten und potentiell lebensgefährlich für knapp 50 Arten der Schlangen zutreffen.
Daher ist es nur sinnvoll, wenn die meisten Menschen dann Abstand zu solch' einem Tier halten, sollten sie in der freien Natur auf eines treffen.
Aber warum nur ekelig oder abstoßend?
Wer hat das diesen Menschen nur vorgesagt, um es nachzuplappern und ihre Einstellung danach auszurichten?
Wieviel von denen hatten denn schon eine negative oder generell eine Bekanntschaft mit einer Schlange gemacht?
Machen sie doch zuallererst ganz neutral eigene Erfahrungen.
Ich garantiere, Menschen zu kennen,
die in ihrer äußeren Erscheinung,
Lebensweise und Körperpflege
wesentlich ekeliger sind,
als jede Schlange auch nur zu sein scheint.
Und solche Menschen leben mitten unter uns
und nehmen Kontakt zu Menschen auf,
die sich dagegen nicht wehren dürfen.
Grüße an alle Arbeitnehmer mit Publikumskontakt.
Mit dem nötigen Respekt vor ihrer Angst und dem Lebewesen, das diesen Zustand auslöste, wird jeder seriöse Schlangenhalter gerne bereit sein, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
In der Kulturgeschichte der Menschen spielen Schlangen eine große Rolle.
Im alten Testament der Bibel verführte angeblich eine Schlange in der Schöpfungsgeschichte Adam und Eva dazu, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten.
Leider wird hier schon eine negative Stimmung diesen schönen Tieren gegenüber aufgebaut, die sich in den Köpfen der Menschen bis zur Aufklärung und Überzeugung vom Gegenteil festsetzt.
Aus der griechischen Mythologie geht glücklicher Weise bis heute aber auch ein positiv wahrnehmbares Zeichen in Form des von einer Schlange umwundenen Äskulapstabes hervor. Es ist das Symbol der medizinischen und pharmazeutischen Berufe.
Achten sie beim nächsten Besuch einer Apotheke mal darauf.
Der spätere Gott der Heilkunde aus der griechischen Mythologie, Äskulap, war Namensgeber für den Äskulapstab.
Äskulap wurde in der Heilkunde ausgebildet und war der Sohn von Apollon, Gott des Lichts und der Heilung, und der Fürstentochter Koronis.
Als Äskulap einen Toten wieder zum Leben erweckte, wurde Hades, der Gebieter des Totenreiches quasi Stinksauer.
Daraufhin wurde Äskulap von Zeus mit einem Blitz erschlagen, weil er mit seinem Tun gegen den Willen der Götter wirkte.
Bei seinen Wanderungen hatte Äskulap immer eine Natter dabei, die sich um seinen Wanderstab ringelte. Diese Äskulapnatter wurde im Altertum zum Symbol der Heilkunde.
Und sie ist es bis Heute geblieben.
Rito dei serpari
Die Äskulapnatter spielt auch in Cocullo eine ganz entscheidene Rolle. In dem kleinen Bergdorf und Pilgerort in den Abruzzen in Italien wird jedes Jahr am ersten Mai eine Prozession der Schlangenfänger abgehalten.
Beim "Rito dei serpari" gilt das Verhalten der Schlangen als wichtiges Omen für die Zukunft.
Die Hauptdarsteller dieser Prozession werden in den Wochen von März bis Mai in den umliegenden Bergregionen gefangen. Wobei nicht nur ungiftige Exemplare zum Einsatz kommen.
Bei dem Fest zu Ehren des Heiligen Abtes St. Domenikus tragen vier Männer eine lebensgroße Statue, gehüllt in einen schwarzen Mantel, um dessen Haupt sich eine Hand voll Schlangen winden.
Einige der Prozessionsteilnehmer halten dabei kleine Vipern wie Rosenkränze in den Händen und flüstern ein beständiges "San Domenico beschütze uns vor dem Gift der Schlangen".
Eine Vielzahl von Schlangen werden auch von den Schlangenfängern beim Gottesdienst um Hals, Hand und Arme getragen.
Ist die Prozession zu Ende, werden die Tiere wieder in die Umgebung des Dorfes ausgesetzt, bis sie dann im darauf folgendem Jahr wieder eingefangen werden.
Am meisten rege ich mich über Dummheit auf,
die sich wichtig nimmt.
Urban Priol
Solange es Menschen gibt, die denken,
dass Tiere nicht fühlen,
müssen Tiere fühlen,
dass Menschen nicht denken.
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